Lernen unter dem Blätterdach – Die 1c entdeckt den Wald als Klassenzimmer

Jeden Mittwoch ist es soweit: Die Klasse 1c der Grundschule am Schwentinepark trifft sich am Anstellplatz auf dem Schulhof, bereit für einen ganz besonderen Schultag. Im gepackten Bollerwagen warten schon Becherlupen, Pflanzen- und Tierbestimmungshefte, Klemmbretter, Bänder, Scheren, bunte Kreide auf ihren Einsatz. Unser Motto lautet: „Der Weg ist das Ziel.“ Und so lassen wir uns oft einfach von der Natur überraschen.

Unser Draußenlerntag startet traditionell mit einem Lied, begleitet von Gitarrenklängen, passend zur Jahreszeit. Danach gliedert sich der Tag grob in die Fächer Deutsch, Kunst und die Klassenstunde – wobei die Natur selbst oft der beste Lehrmeister ist.

In der Deutschstunde lernen wir neue Buchstaben auf kreative Weise: Wir schreiben sie mit bunter Kreide auf Steine, legen sie aus Moos, Stöckern oder Zapfen und unternehmen Lese- und Schreibspaziergänge. Woche für Woche wächst unser eigenes Wald-ABC: R wie Reh, Regenwurm oder Rinde – alles Begriffe, die die Kinder direkt erleben und begreifen können.

Im Kunstunterricht verwandelt sich der Wald in ein Atelier. Baumgesichter aus Ton und Naturmaterialien, Spinnennetze aus Ästen, Blätterigel oder Waldmenschen aus Moos – die Werke sind ebenso fantasievoll wie naturverbunden. Besonders unvergesslich war der eiskalte Februartag, an dem die Klasse Eismandalas aus gefrorenem Wasser und bunten Blumenresten gestaltete. Der Schulhof-Kirschbaum wurde dadurch zu einem glitzernden „Eiszeitbaum“, der Schüler wie Lehrkräfte eine Woche lang verzauberte.

Immer wieder überrascht der Waldtag mit unerwarteten Erlebnissen: Als die Kinder Kohle entdeckten, begannen sie spontan, auf Baumrinden zu zeichnen – wie Steinzeitkünstler. Ein anderes Mal gestalteten sie ein liebevolles Grab für eine gefundene Amsel. In solchen Momenten wird Lehrerin zur einfühlsamen Begleiterin und Impulsgeberin, die den Kindern Raum für ihre Ideen lässt.

Auch unser Netzwerk im Schwentinental erweitert das Lernen draußen: Bei der Feuerwehr lernten wir das „F“ auf ganz praktische Weise kennen, in der Stadtbücherei tauchten wir in neue Buchwelten ein, und gemeinsam mit dem Knikhus erforschten wir die Geheimnisse der Frühblüher. Solche Projekte zeigen, wie Lernen in der Natur mit der Welt außerhalb des Klassenzimmers vernetzt werden kann.

Die Klassenstunde am Ende des Tages nutzen wir für Achtsamkeitsübungen, wie die „Stilleübung“: Die Kinder lauschen auf die Geräusche des Waldes, spüren den Wind, riechen die Erde. Diese bewusste Naturverbindung fördert innere Ruhe, Konzentrationsfähigkeit und stärkt das emotionale Wohlbefinden.

Auch Teamspiele und freies Spiel sind feste Bestandteile. Vor den Ferien sammelten wir mit großer Begeisterung Waldinstrumente und veranstalteten ein echtes Waldkonzert: Blätterrasseln, Astxylophone und andere klangvolle Entdeckungen sorgten für ein einzigartiges Naturorchester, das wir mit einem fröhlichen Blätterregen feierten.

Draußen lernen ist so wichtig! Der Tag im Wald ist weit mehr als nur ein Abenteuer. Hier schulen die Kinder ihre Sinne intensiv, verbessern Motorik durch Klettern, Balancieren und Rennen und entwickeln ein tiefes Verständnis für ihre Umwelt. Sie erleben, wie sich die Natur im Jahreslauf verändert, und lernen mit allen Sinnen. Das freie Spielen und Entdecken fördert Kreativität, Eigenständigkeit und soziale Kompetenzen – wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung und die Stärkung der Klassengemeinschaft. Gemeinsames Erleben und gegenseitiges Helfen in der Natur schweißt die Kinder eng zusammen und schafft unvergessliche Erinnerungen.

Und so freut sich die 1c schon jetzt auf viele weitere Waldtage – voller Staunen, Lachen und Lernen unter freiem Himmel. Wer Interesse an gemeinsamen Projekten mit der naturbegeisterten Klasse hat, kann sich gerne melden: kim.taudien@gsamschwentinepark.de.